Seit Februar dieses Jahres liegt die Inflationsrate jeden Monat bei mehr als zwei Prozent. Wie schon in früheren Jahren wächst bei steigenden Preisen die Sorge, dass insbesondere Haushalte mit niedrigen Einkommen stärker unter der Inflation leiden als Wohlhabende.

Vor allem wenn die Preise für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie überdurchschnittlich steigen, liegt die Vermutung nahe, dass ärmere Haushalte eine größere Last zu tragen haben. Denn je geringer der Verdienst eines Haushalts ausfällt, desto höher ist in der Regel der Anteil des Einkommens, der für Grundbedürfnisse wie Ernährung und Wohnen aufgewendet werden muss.

Bandbreite der Inflationsrate

In der Tat gelten für Haushalte unterschiedlicher Einkommensklassen auch unterschiedliche Teuerungsraten. Die Abweichungen vom allgemeinen Inflationstrend halten sich jedoch in engen Grenzen. Dies ist ein Ergebnis einer Studie, in der für 13 verschiedene Einkommensklassen individuelle Preisindizes berechnet wurden. Aus der Studie lässt sich der Schluss ziehen, dass die offizielle Inflationsrate —also der Verbraucherpreisindex— eine sehr gute Näherung für die Preisindizes aller Haushalte darstellt. Wie die Abbildung zeigt, ist die Bandbreite der Abweichungen relativ schmal und zudem weist keine Einkommensklasse durchweg die höchsten oder niedrigsten Teuerungsraten auf.

Verbraucherpreisindex

Das Ergebnis relativ ähnlicher Teuerungsraten für die Haushalte unterschiedlicher Einkommensklassen ergibt sich aus verschiedenen dämpfenden und gegenläufigen Effekten. Zwar verursachen steigende Preise für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie eine höhere Inflationsrate für Haushalte der niedrigen Einkommensklassen, da sie einen hohen Anteil ihrer Ausgaben für diese Güterarten aufwenden. Diese Haushaltsgruppen geben aber gleichzeitig einen höheren Anteil ihres Einkommens für die Kaltmiete aus, bei der eine stabile Preisentwicklung zu beobachten ist. Der Preisanstieg der Nettokaltmieten lag zwischen 2005 und 2010 jährlich bei 1,1 Prozent, während der Verbraucherpreisindex insgesamt um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr stieg. Der Preisauftrieb für Haushalte mit niedrigen Einkommen wird hierdurch gedämpft.

Umgekehrt wenden Haushalte mit höheren Einkommen in der Regel einen größeren Anteil ihres Einkommens für Mobilität auf und so wirken zum Beispiel steigende Kraftstoffpreise stärker preistreibend als in niedrigen Einkommensklassen.

Preissteigerungen treffen ärmere Haushalte dennoch stärker
Die Studie zeigt, dass die Inflationsrate in den niedrigen Einkommensklassen häufig nicht wesentlich höher liegt als bei den reicheren Haushalten. Dennoch sind Haushalte mit geringerem Einkommen in der Regel stärker von inflationsbedingten Kaufkraftverlusten betroffen. Während Haushalte mit höherem Einkommen durch Änderungen im Konsumverhalten einigen Preissteigerungen ausweichen können, sind diese Möglichkeiten für Haushalte mit geringem Einkommen eingeschränkt. Oft kaufen sie ohnehin bereits günstige Produktvarianten in den günstigeren Geschäftstypen. Sie haben zudem eine niedrigere Sparquote und müssen einen größeren Teil ihres Einkommens für den notwendigen Grundbedarf ausgeben, so dass wenig Möglichkeiten zur Anpassung des Konsumverhaltens bestehen

Quelle:destatis

Von wpservice